27. März 2024

Jugendkriminalität: Frust, der raus will

Jugendkriminalität ist gerade ein aktuelles Thema und hat viel mit Frustration zu tun. Der Unmut der Kinder beginnt oftmals schon in der Familie und basiert auf mangelnden psychischen Grundbedürfnissen: Sicherheit, Beziehung, Kontrolle, Stimulation und Anerkennung. Diese Defizite werden dann in den Kindergarten und in die Schule mitgebracht. 

Die Versuchung der Kinder und Jugendlichen ist jetzt groß, die eigenen Grundbedürfnisse möglichst schnell zu befriedigen. Und das geht mit dissozialen Handlungen. Denn Gewalt ist häufig mit Erfolgserlebnissen verbunden, d.h. mit sofortiger Selbstwirksamkeit, und daher selbstwertsteigernd.

Bereits in Kindergartengruppen und spätestens in Schulklassen entwickeln sich daraus die klassischen gruppendynamischen Rollen – Alpha, Beta, Gamma, Omega:

  • Ein:e Täter:in (Alpha) braucht zumindest ein Opfer (Omega).
  • Zu den Täter:innen kommen Verstärker:innen und Assistent:innen (Beta).
  • Es gibt die Zuschauer:innen (Gamma) die schweigen.
  • Es entsteht eine Gruppe, die systematisch auf ein Opfer losgeht. Gruppen im Jugendalter brauchen permanent Opfer, damit der gruppendynamische Prozess und die entscheidenden Rollen aufrechterhalten werden können.

Seit beinahe 40 Jahren meiner Präventions- und Interventionsarbeit gegen sexualisierte und patriarchale Gewalt, (Cyber-)Mobbing und Radikalisierung, lege ich den Fokus auf die URSACHEN von Gewalt. 

Diese sollten österreichweit in einer Ist-Zustands-Analyse erörtert werden und als Basis für wirksame Gegenmaßnahmen dienen. Erst in einem zweiten Schritt können wir über die Erhöhung von Strafen oder die Herabsetzung des strafmündigen Alters reden.

Ich finde es respektlos, lieber über Täter:innen und „Reparatur“ zu reden, als über „Vorkehrungen“. Prävention würde viele Menschen, ob groß oder klein, gar nicht erst zu Opfern von Gewalt werden lassen und ihnen so manches Leid ersparen.

LG Günther