11. März 2024

So war es damals

Vorige Woche bat mich ein Papa um Hilfe, weil sein 12-jähriger Sohn auch nachts Computerspiele spielt.

Ich weiß nicht warum, aber in dieser Sekunde dachte ich an meine Kindheit. Aufgewachsen in einem Mehrparteienhaus einer oststeirischen Bezirksstadt. Jeden Tag zu Fuß mit Schulranzen in die Schule – damals dachte niemand daran mich zu fahren – und nach den Hausaufgaben auf zum Spielplatz. Das war ein Hohlweg hinter dem Haus mit unglaublich viel Gestrüpp und Sträuchern, wo wir alle den ganzen Tag spielten.

Meine Verwandten waren Bauern. Wenn wir Zeit hatten, nahm mein Bruder seinen Roller und ich mein Rad, und ab ging es aus der Stadt zum Bauernhof… über Traktorwege, Felder und durch den Wald. Und das allein, auch wenn es uns im Wald durch das Rascheln und Rauschen manchmal mulmig wurde.

Der Bauernhof war für uns ein „Abenteuerhof“. Wir spielten oft stundenlang am und im Bach zwischen Krebsen, Fischen, Schlangen und Ratten, die aber, sobald wir da waren „reißaus“ nahmen. Wir kletterten auf Bäume, um nach Füchsen zu sehen, die hin und wieder Hühner stahlen. Im Wald suchten wir nach Pilzen, Heidelbeeren und Erdbeeren, und in der Scheune nach Hühnereinestern hoch oben auf den Strohballen. Wir durften beim Kuhstall ausmisten dabei sein, die Trommel beim Butterziegel machen drehen, beim Brotbacken, Speck räuchern, Mostpressen, Honigschleudern, beim Schweinefüttern und bei der Kälberaufzucht helfen.

Wenn wir uns einmal verletzten, gab es den selbst hergestellten „Arnikaschnaps“ und die selbst produzierte „Zugsalbe“ von der Uroma zum Reinigen und Auflegen. Ganz ohne Rettung oder Notarzt.

Nach dem Gespräch mit besagtem Papa – dem ich natürlich einige Gedanken mit auf den Weg gegeben habe – war ich sehr dankbar und glücklich, solche eine Kindheit gehabt zu haben, die sich an den wunderbaren realen Angeboten dieser Erde orientieren durfte.

Was sind eure schönsten Kindheitserinnerungen?

LG Günther