5. März 2024
Was uns für immer begleiten kann
Heute in einer 1. Klasse Volksschule: Ich stelle mich vor, frage die Kinder, ob ich sie mit dem Vornamen ansprechen darf und starte die erste kurze Vorstellungsrunde, um die Kinder zu sehen, zu hören und zu „spüren“.
Weiter geht es mit der Frage, ob es ihnen im Kindergarten gefallen hat. Allgemeine Zustimmung. Die Kinder erzählen mir, dass sie mit Lego und Spielzeugautos gespielt haben, gebastelt, gezeichnet und geturnt haben.
Auf meine Frage, ob sie vielleicht auch mal traurig oder ängstlich waren, oder ihnen jemand wehgetan hat, zeigen gut die Hälfte der Kinder auf. Sie erzählen, dass sie von anderen Kindern gehauen, geboxt, an den Haaren gezogen, oder beleidigt wurden und manchmal nicht mitspielen durften.
Ich frage alle Mädchen und Buben, ob sie das jemandem erzählt haben und die Kinder antworten, sie hätten es Mama und Papa gesagt. Die Ratschläge der Eltern sind – sagen wir mal dezent – fragwürdig: sie sollen zurückbeleidigen, dem Kind aus dem Weg gehen, zurückschlagen.
Das bedeutet, dass die Kinder von den Eltern in diesen körperlich und seelisch belastenden Situationen allein gelassen werden. Das bedeutet, dass sich die Kinder schon im Kindergarten, um zu „überleben“, eigene Anpassungs- und Vermeidungsstrategien zulegen.
Diese selbst erlernten Strategien nehmen Kinder in ihr Jugend- und Erwachsenenalter mit, was sich fatal auf die Entwicklung ihres Sozialverhaltens auswirken kann.
Mein Tipp an Eltern
Aktiv zuhören, um herauszufinden, ob die Geschehnisse eine Tageserscheinung sind oder öfter vorkommen. Stellt bewertungsfreie Fragen: Wie geht es dir heute? Ist das, was du gerade erzählst hast, schon öfter vorgekommen? Wer macht das?
Meiner Erfahrung nach, sprudeln dann die Wörter so richtig aus den Kindern heraus. Wenn ihr hinter den Geschehnissen eine Struktur erkennt, ist eine Intervention mit dem Kindergarten wichtig. Bleibt ruhig und teilt eurer Tochter, eurem Sohn mit, dass ihr helfen werdet.
LG Günther