Es ist ein mutiger Schritt, wenn Kinder ihre Eltern um Hilfe bitten. Viele Reaktionen und Antworten sind aber, sagen wir… fragwürdig. Und auch nicht hilfreich.

Die letzten Wochen war ich in verschiedenen Schulstufen mit Präventivtrainings im Einsatz. In allen Klassen biete ich folgende Frage an: „Gibt es jemanden unter euch, der:die vielleicht schon im Kindergarten, in der Volksschule oder eventuell auch in einem Sportverein, Mobbing oder Gewalt erlebt hat?“

Statistisch gesehen gehen nach und nach ein Drittel aller Hände nach oben. Die Kinder und Jugendlichen beginnen oft unter Tränen und Schluchzen, manchmal auch unter Zittern, von den Mobbing- und Gewalt-Erlebnissen zu reden.

Wenn wir gemeinsam in Ruhe zugehört und getröstet haben, frage ich die Kinder, ob sie jemandem davon erzählt haben. Darauf höre ich zwei Antworten:

• ▶︎ „Nein, habe ich nicht!“
• ▶︎ „Ja, meinen Eltern!“

Ich frage nach, wie die Eltern reagiert haben, was sie gesagt haben, und ob sie auch geholfen haben.

Die Antworten und Vorwürfe der Eltern sind Großteils erschütternd:

• _🔴 „Beleidige zurück!“
• _🔴 „Geh dem aus dem Weg!“
• _🔴 „Ignoriere das einfach!“
• _🔴 „Schlag zurück!“
• _🔴 „Warum erzählst du mir erst heute davon?“
• _🔴 „Ich habe keine Zeit!“
• _🔴 „Rede mit dem:r Lehrer:in!“
• _🔴 „Vielleicht bist du auch schuld!“
• _🔴 „Wenn das nicht aufhört, dann nehme ich dich aus der Gruppe oder Klasse!“

Eltern sollten das Bollwerk gegen Mobbing oder Gewalt sein und ihr Kind stärken, nicht im Stich lassen. Es ist wichtig, dass Eltern sich die Zeit nehmen, um nachzufragen:

• _🟢 „Wie geht es dir?“
• _🟢 „Sag mal, wie lange passiert dir das schon?“
• _🟢 „Wer macht das?“
• _🟢 „Welche Gewalt wird dir angetan?“
• _🟢 „Wie lösen wir das gemeinsam?“

LG Günther