24. Juli 2021

Feminismus: Lob und Kritik

Feministinnen waren es, die das Thema Partnergewalt thematisiert haben und die das Sicherheitspolizeigesetz (SPG) mit dem § 38a revolutioniert haben; ich war selbst dabei! 

Leider fehlt seit damals durch den engen Blick auf die Bedürfnisse der Frau der ganzheitliche, interdisziplinäre und somit wirksame und nachhaltige Ansatz gegen Gewalt!

Das aktuelle Thema „Morde an Frauen“ zeigt das wieder deutlich auf, denn der Ansatz wird auf „Männer sind Täter!“ reduziert; und dagegen verwehre ich mich als Mann und als Experte für Gewaltprävention!

Dieser verengte Blick hat in Österreich in mehreren Jahrzehnten dazu geführt, dass die Politik nur mehr der feministischen Haltung folgt, diese mit Millionen Euro fördert, aber sonst kein | kaum Geld für Gewaltprävention oder Männerarbeit zur Verfügung stellt und Gewalt nicht verhindert, sondern im Gegenteil; Gewalt damit potenziert.

Zwei Beispiele:
„Mein Körper gehört mir“

„Mein Körper gehört mir“ ist ein theaterpädagogisches Präventionsprogramm gegen sexuellen Kindesmissbrauch. Ich habe diese Programm 1999 nach Österreich geholt und wir konnten 2001 an Österreichs Volksschulen starten; anfangs finanziert von mir persönlich. Bis heute haben wir über 350.000 Kinder, Eltern und PädagogInnen erreicht.

Ich habe damals das Innenministerium ersucht, dieses einzigartige und mittlerweile mehrfach wissenschaftlich evaluierte Präventionsprogramm zu unterstützen. Die Antwort war leider negativ, weil damals – wie das heute ist, weiß ich nicht – praktisch das ganze Präventionsbudget des Innenministeriums in die Interventionsstellen geflossen ist.

Das Gewaltpräventionsprojekt „SHE – simple help“!

Ich habe schon mehrfach darüber berichtet! Fünf ExpertInnen haben mit mir als Konzept ein einzigartiges österreichweites zweijähriges Präventionsprogramm gegen Partnergewalt auf der universellen, selektiven und auch auf der Verhaltens- und Verhältnispräventionsebene erstellt; es hat 2020 bis heute in Österreich nur niemand interessiert!

Männer, die Politik – und die Gesellschaft – sind konditioniert!

Feministinnen haben es in Österreich also geschafft, die Politik und auch die Gesellschaft so zu konditionieren, dass das eigentliche Thema „Gewalt“ und deren Ursachen vollständig verdrängt wurde und wird!

Mit dem verengten Blick wurde ein „Alleinstellungsmerkmal“ als Monopol auf die Haltung „Männer sind Täter!“, in Österreich geschaffen und die Politik ist zum Spielball der Feministinnen geworden!

Die Politik muss jetzt zum Schutz „VOR GEWALT!“ den Mut und die Weitsicht aufbringen, sich von diesem einseitigen Ansatz zu befreien und Gewalt als ein komplexes Phänomen sehen und auch die vielen Entstehungsursachen betrachten! Dazu braucht es aber  – wie die Wissenschaft sagt – einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz; also Frauen und Männer – und zwar auf Augenhöhe, gleichberechtigt, gleichrangig und gleichgefördert!

Ich werde Zeit meines Lebens den Fokus „Männer sind Täter!“ und die damit verbundene massive und einseitige Konditionierung und Beeinflussung von politischen EntscheidungsträgerInnen nicht akzeptieren, weil Professionalität bedeutet, nicht als Frau oder Mann zu denken, sondern im Sinne von „VOR GEWALT!“ den Fokus auf die Entstehung von Gewalt zu richten! 

„Männer sind Täter!“ zu akzeptieren bedeutet, Gewalt nicht nur nicht zu verhindern, sondern auch viele tausende bereits von Gewalt unsichtbare und ohnmächtige Frauen und Kinder mit ihren körperlichen, seelischen und emotionalen Schäden und Verletzungen allein zu lassen und sie ihrem verheerenden Schicksal zu überlassen!

LG Günther Ebenschweiger